„Ein Selfie mit einem 109-Jährigen, geht das?“, fragt jemand.
„Klar, kann man doch machen!“, sagt jemand.
„Wie denn? Wir passen doch gar nicht alle hinter ihn!“, lautet die Entgegnung.
„Und vorher fragen geht ja wohl auch nicht …“, sagt jemand anderes.
Stimmt. Fragen geht wirklich nicht. Richard Hinz, der 109-Jährige, genießt zwar einen gewissen Promi-Status. Das würde ein spontanes Selfie mit ihm rechtfertigen. Aber höflich um ein gemeinsames Handy-Foto fragen kann man ihn nicht mehr: Der bisher wahrscheinlich älteste männliche Bürger Hamburgs ist vor zwölf Jahren gestorben. Die Diskussion um das Selfie findet vor seinem Grabstein auf dem Friedhof Hinschenfelde statt. Und irgendwie ist den anwesenden Sechstklässler*innen auch schnell klar, dass sie sich nicht hinter den Grabstein quetschen. Nicht, weil sie es nicht könnten, sondern weil man sowas „einfach“ nicht macht: „Hey Leute, wir sind hier auf einem Friedhof!“
Also bleibt am Ende das Foto vom Grabstein und eine Entdeckung:
„Schaut mal, die Sigrid ist nur neun Jahre alt geworden!“, ruft jemand.
„Ja, krass, und gestorben ist sie 1944, im Krieg“, lautet die Entgegnung.
„Genau! Und dieser Heinz hat einfach mal zwei Weltkriege überlebt …“, sagt jemand anderes.
Und so geht die Diskussion über all das, was das Leben uns bereitzuhalten vermag, munter weiter. Wie lebensnah doch ein Friedhof als Lernort sein kann!
Seit vielen Jahren hat der Pilgertag „Willst du mit mir gehen“ Tradition an der Gyula Trebitsch Schule Tonndorf. Im Rahmen dieses Religionsfachtages besuchen unsere Schüler*innen aus dem 6. Jahrgang unterschiedliche Lernorte, an denen sie über die „Stationen des Lebens“ nachdenken und diskutieren können. Der Fachbereich Religion dankt im Namen der ganzen Schule allen Beteiligten, die nach über zwei Jahren Pause den „Pilgertag“ wieder ermöglicht haben.
Unser Dank geht an Pastorin Miriam Polnau von der Ev.-Luth. Kirche Tonndorf, Herrn Said Mohamadi von der Belal Moschee, Pastor Jürgen Wippermann von der Erlöserkirche Farmsen, Ute Reincke von der Altrahlstedter Kirche, Janna Menz von Kirche-in-Farbe, Barbara Meier von der Katholischen Kirche St. Agnes und an unsere ehemalige Kollegin Anne Schürmann.