







Fotos: Nathalie Beliaeff
Liebe Fünftklässlerinnen, liebe Fünftklässler, liebe Eltern, liebe Omas, Opas, Tanten, Onkel und wer sonst noch heute an eurer Seite dabei ist, diesen besonderen Tag mit euch zu feiern!
Das ist heute sicher ein sehr aufregender Tag für euch! Die Aufgeregtheit schwirrt hier geradezu in der Luft umher und man könnte sie beinahe greifen, wenn sie nicht dazu neigen würde, wie ein Propellerflugzeug mit Loopings entwischend durch die Pausenhalle zu düsen.
Ihr seid ab dem heutigen Tage Schülerinnen und Schüler der Gyula Trebitsch Schule Tonndorf. Bis vor den Sommerferien wart ihr noch die größten und ältesten Kinder in euren Grundschulen, nun seid ihr die jüngsten Kinder auf unserem Schulhof. Keiner von euch weiß, wie es hier werden wird, weil so vieles vollkommen neu für euch ist. Das ist ein guter Grund, aufgeregt zu sein!
Ihr dürft euch aber vollkommen beruhigt in eurem Sitz zurücklehnen. Denn würdet ihr draußen eure Mitschülerinnen und Mitschüler aus den höheren Klassen befragen, würde euch die überwiegende Mehrheit unserer Schülerinnen und Schüler antworten, dass sie ihre Schule gut finden, die Schülerschaft und sogar auch die allermeisten ihrer Lehrerinnen und Lehrer gerne mögen. Ihr hättet also mit der Wahl eurer neuen Schule nichts besser machen können, als hier die nächsten 5, 6, 8 oder 9 Jahre eurer Schulzeit verbringen zu wollen.
Mein jüngster Sohn ist vier Jahre jünger als ihr. Er ist am Samstag in die Grundschule eingeschult worden. Für seine Schultüte hatte er einige Wünsche. Unter anderem hat er sich einen Kompass gewünscht. Den wolle er mit einem Karabiner-Haken an seinen Ranzen hängen, meinte er. Erst fragte ich mich, was will man denn eigentlich heutzutage noch in Hamburg mit einem Kompass? Wir haben Straßenschilder, Google-Maps auf dem Telefon und Navi-Geräte. An jeder Straßenecke steht jemand, den man nach dem Weg fragen könnte. Dann aber hielt ich es irgendwie für ein sehr passendes Geschenk zur Einschulung, denn ein Kompass hilft einem ja bekanntlich bei der Orientierung. So ein Kompass zeigt, egal ob ich in Australien bin, egal ob ich auf den Mount Everest, den höchsten Berg der Welt klettere, oder ob ich selbst einen Handstand mache, immer mit seiner roten Spitze in welche Himmelsrichtung? Nach…? Richtig: nach Norden. Auch wenn man gar nicht nach Norden möchte, weiß man mit einem Blick auf den Kompass automatisch auch die anderen Himmelsrichtungen. Dann geht man halt nach Westen, Süden oder Osten. Dieses kleine Gerät war in der Vergangenheit lebensrettend für Schiffe auf hoher See, für Forscher im Dschungel oder bei Reisen durch die Wüste.
So eine Orientierungshilfe, wie es der Kompass einem Abenteurer auf Reisen sein kann, möchten wir als Schule auch sein. Denn unsere Welt kann entsetzlich kompliziert sein. So viele Herausforderungen gilt es zu verstehen und zu bewältigen. Ich nenne hier nur ein paar Herausforderungen, von denen ihr sicher auch schon gehört habt: Klimawandel, künstliche Intelligenz, kleine und große Konflikte, eure eigene berufliche Zukunft. Wir möchten euch als Schule helfen, die Welt verstehbar zu machen, damit ihr klug auf die schwierigen Fragen, die das Leben uns allen oder auch jedem einzelnen stellt, reagieren könnt. Wie ein Kompass, der automatisch nach Norden zeigt und uns dabei auch noch die anderen Himmelsrichtungen mitteilt, möchten wir mit euch Pfade durch den Dschungel unerschöpflicher Herausforderungen schlagen. Diese Pfade durchziehen dann eure persönliche Landkarte des Wissens und geben euch Sicherheit. Fühlt ihr euch wie in einer Wüste alleine, seid traurig oder mutlos, sind wir da und zeigen euch, wie ein Kompass seine Himmelsrichtungen anzeigt, Auswege aus der Niedergeschlagenheit. Fühlt ihr euch wie in einem kleinen Boot auf dem offenen Meer und habt das Gefühl, die Wellen schlagen über eurem Kopf zusammen, stehen wir bereit und setzen mit euch die Segel in ruhigere Gewässer.
Natürlich sind es nicht nur wir Lehrer, die euch beim Großwerden begleiten und euch Orientierung liefern, euch helfen, das Gute zu erkennen, Sinnvolles von Blödsinn zu unterscheiden und tragfähige Beziehungen zu euren Freunden zu gestalten. In ganz besonderem Maße sind das natürlich mit aller Liebe, die sie euch schenken, eure Eltern und weitere Familienangehörige, von denen einige hier auch sitzen. Eure Eltern haben – nebenbei bemerkt -übrigens auch dafür gesorgt, diese Pausenhalle mit ihren bunten und vielfältigen Wünschen für eure Schulzeit zu schmücken. Vielleicht findet ihr ja heute schon oder in den nächsten Tagen das Blatt mit dem Wunsch, den eure Eltern für euch notiert haben.
Sie, liebe Eltern, möchten wir einladen, gemeinsam mit uns eine Erziehungspartnerschaft für Ihre Kinder zu gründen, die von gegenseitigem Vertrauen getragen ist und die Entwicklung Ihrer Kinder optimal unterstützt. Wir treffen uns auf Elternabenden, Lernentwicklungsgesprächen, bei Schulveranstaltungen und -festen und unterstützen insbesondere an den Tagen dazwischen, Ihr Kind darin, seinen eigenen inneren Kompass zu finden, der ihm unbeirrbar den Weg durch das Leben weist.
Liebe Schülerinnen und Schüler, nun geht das Abenteuer los. Ab in die erste Schulstunde an der Gyula Trebitsch Schule Tonndorf!
Axel Pörschke-Küsel, Abteilungsleiter 5/6