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Herr Kuhlmann im Kino

Wer ist Borga?

Hitze, Lärm und Staub – das sind die ersten Eindrücke, wenn man in einer Verfolgungsjagd mitgenommen wird auf eine große Mülldeponie in Ghanas Hauptstadt Accra. Die Hauptfigur, Kojo, und seine Freunde schmelzen aus Elektroschrott wertvolle Metallbestandteile heraus, um mit dem Verkauf Geld zu verdienen.

Als er von seinem Vater beim Schulschwänzen erwischt wird, muss Kojo sich anhören, wie bedeutsam Bildung ist. Allerdings teilt er die Ansichten seines Vaters nur bedingt, zumal er noch miterleben muss, dass sein älterer Bruder bevorzugt wird. Als er dann noch während eines missglückten Diebstahls erwischt wird, schlägt er einen anderen Lebensweg ein.

Ich gebe ehrlich zu, dass ich nicht wusste, wer oder was hinter dem Begriff „Borga“ steckt. Hätte man mich gefragt, hätte ich die Vermutung geäußert, dass die Hauptfigur des Films so heißt. Das trifft aber nicht zu, jedenfalls nicht vollkommen.

„Borga“ bezeichnet Menschen, die so tun, als würden sie im Ausland viel Geld verdienen. Auch Kojo macht sich auf den Weg nach Deutschland, um dort zu arbeiten und reich zu werden, so, wie es der Onkel seines besten Freundes bereits tut.

Dieser Onkel Ebo, gespielt von unserem Kollegen Prince Kuhlmann, ist so ein Borga. Er spielt seiner Familie seinen Reichtum vor, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Dies erkennt Kojo bereits bei seinem ersten Treffen mit ihm in Mannheim, das viel trister und grauer wirkt als die Armut in Accra. Er muss sich durchschlagen, gerät auf die schiefe Bahn und wird letztlich selbst ein Borga. Verflochten mit dieser Entwicklung ist eine nicht ganz einfache Liebesgeschichte zwischen Kojo und der Rettungssanitäterin Lina.

Ein von Kojo initiiertes Geschäft verläuft nicht erfolgreich, wodurch er gezwungen ist, wieder nach Ghana zu fliegen. Dort stellt er fest, dass sein angeblicher Reichtum auch negative Konsequenzen für seine Familie hat.

Mehr soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden, außer dass es sich bei „Borga“ um einen intensiven und nachdenklichen Film handelt, der die Begleiterscheinungen der Globalisierung und die Auseinandersetzung mit der Verteilung des Wohlstands in der Welt thematisiert. Dabei wird sehr konsequent aus der Sicht der afrikanischen Akteure erzählt. Die Atmosphäre wird auch dadurch verstärkt, dass auf Übersetzungen verzichtet und mit Untertiteln gearbeitet wurde. Dadurch fühlt man sich noch unmittelbarer in das Geschehen einbezogen.

 

Oliver Lerch
(vielen Dank für die Hinweise an Frau Kämmerer)

 

P.S.: Herr Kuhlmann hatte nicht nur das Kollegium auf den Film hingewiesen, sondern auch Schülerinnen und Schüler zur Hamburg-Premiere eingeladen. Es war schön, dass nicht wenige dieser Einladung gefolgt sind, so dass es zu Szenenapplaus während der Vorführung kam.