Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu und für mich damit auch ganze vier Jahre Spanisch. Der Unterricht in dem Fach war schwierig, keine Frage, doch wir hatten auch viel Spaß. Zusammen mit einigen tollen Freunden und der Hilfe von Frau Issa und Frau Schnackenburg haben wir zwei Filmprojekte auf die Beine gestellt, mit einem sogar am Fremdsprachenwettbewerb teilgenommen. Und auch wenn wir nicht gewonnen haben, hat es sich für mich gelohnt. Alles daran. Wir schrieben das Skript, probten und hatten Spaß, haben viel gelacht. Das alles gehört nun leider der Vergangenheit an und tatsächlich blicke ich nun etwas nostalgisch darauf zurück.
Die Pandemie hingegen ist nichts, woran man nostalgisch drauf zurückblicken wird, nichts, was man sich in der Zukunft herbeisehnen wird. Es hat vieles zunichtegemacht. Darunter fallen angemessene Abschlüsse für alle, die einen neuen Lebensabschnitt beginnen, aber auch Ausflüge und Kochen – Dinge, die die Schule um einiges verbessern. Die letzteren beiden Aspekte waren dieses Jahr im Spanischunterricht geplant – und fielen ins Wasser. Was durch die Lockerungen jedoch noch möglich wurde, war der Besuch einer Tapasbar; die Außengastronomie ist wieder vollkommen möglich, also nichts wie hin – natürlich mit Masken und genügend Abstand, versteht sich.
Wir waren in der Tapasbar in Altona namens „Altamira“ und ich war überwältigt von der Umgebung. Ich bin nicht oft in Hamburg unterwegs, obwohl ich hier schon mein ganzes Leben wohne. Und im Gegensatz zu Rahlstedt war es etwas völlig anderes. Das Leben schien dort so viel bunter und die Menschen viel lockerer und viel mehr wie sie selbst.
Die Straßen waren voll und überall sah ich diese unterschiedlichen Menschen- mit und ohne Tattoos, bunte Kleidung und schlichte. Auch die Häuser waren voll und noch voller mit Stickern und Graffiti und überall
gab es Läden, vor denen sich die Menschen tummelten. Alle wirkten überhaupt nicht gestresst von ihrem Alltag, sondern glücklich und ließen die Seele baumeln. Eine Art beruhigendes Chaos.
Wie gerne wäre ich ein Teil von ihnen gewesen, oder hätte mich zu den talentierten Straßenmusikern gestellt und zugehört, wäre so verweilt und in meine Tagträume eingetaucht. Ich bin nicht gerne für längere Zeit in einer riesigen Menschenmasse, das absolut nicht. Doch durch die Straßen zu wandern, wo man das Leben spürt wie sonst nirgends und mich mitreißen lassen, das vermisse ich so sehr. Diese Stimmung und die Gefühle waren so großartig berauschend. Euphorisierend.
Genau wie die Umgebung war Altamira wunderschön, aber noch längst nicht so bunt und etwas versteckt. Es wirkt dadurch aber auch etwas gemütlicher, wie eine Art Rückzugsort. Das Personal dort war unglaublich freundlich und die Mitarbeiter kamen tatsächlich zum Großteil aus spanischsprachigen Ländern. Auch die Auswahlmöglichkeiten schienen für mich auf den ersten Blick riesig. Jeder könnte dort irgendetwas finden – sowohl Fleischliebhaber, als auch jene, die darauf verzichten. Dennoch war die Speisekarte nicht zu überfüllt, sondern genau richtig.
Die angenehme Hitze, das Ambiente und die entspannte Stimmung ließen es tatsächlich für einen Moment so wirken, als wäre ich tatsächlich in Spanien im Urlaub, was dieses Jahr leider nicht möglich sein wird. Aber während des Essens konnte ich meine Seele baumeln lassen, vergaß für einen Moment die Pandemie und das ganze andere Chaos.
Ein weiteres Highlight für mich war – natürlich – die Nachspeise. Das Fruchteis wurde tatsächlich in den Schalen der Früchte serviert und schmeckte gar nicht künstlich, sondern auf eine perfekte Art und Weise fruchtig. Doch vor allem überraschte mich la bomba de chocolate – eine Schoko- & Vanillekugel, welche durch die Wunderkerze eine echte Bombe imitieren sollte – eine, meiner Meinung nach, simple, aber kreative Idee.
Und nun sitze ich wieder Zuhause und lasse den Tag Revue passieren, plane im Hinterkopf schon meinen nächsten Besuch in der Tapasbar mit ein paar meiner Lieblingsmenschen. Denn es war einfach ein gelungener Abend mit schönen Gesprächen, gutem Essen und viel Lachen.
Emilie Gott (VS)