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„Demokratie ist dann gefährdet, wenn wir sie als selbstverständlich betrachten.“

Diesmal war alles anders in der Aula des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung, wo sonst wir Lehrkräfte lernen.  Denn dort waren rund 200 Schülerinnen und Schüler versammelt, unter ihnen Belana, Frederike und Rayan aus dem S1 sowie Alexis, Deborah, Fabrizio und Michaela aus der VSb unserer Schule. Aber sie waren nicht der Grund, warum wir unsere Jacken und Taschen abgeben mussten, ein Sicherheitsdienst zugegen war und wir nur namentlich eingelassen wurden. Das lag an einem anderen Gast, an Dr. Wolfgang Schäuble, dem amtierenden Bundestagspräsidenten. Schäuble war gekommen, um mit den Schülerinnen und Schülern über das Thema „Neue Herausforderungen für die parlamentarische Demokratie“ zu sprechen Für die ausführliche Beantwortung der Schülerfragen nahm sich Herr Schäuble zwei Stunden Zeit. Auf die Frage, was die größte Gefahr für die Demokratie sei, zitierte Herr Schäuble Barack Obama: „Demokratie ist dann gefährdet, wenn wir sie als selbstverständlich betrachten.“ Seinen Appell gegen die Selbstverständlichkeit richtete der Bundestagspräsident direkt an die Jugendlichen. Immer wieder forderte er die anwesenden Schülerinnen und Schüler auf, sich politisch zu engagieren und ihre Zukunft mitzugestalten. Diese Aufforderung gilt natürlich nicht nur für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung, sondern genauso für alle jungen Leute, also auch alle Schülerinnen und Schüler unserer Schule. Europa stärken Dabei betonte Herr Schäuble, dass es nicht reiche, sich über Kurznachrichten zu informieren, sondern dass es nötig sei, ausführliche Nachrichten zu schauen, um Hintergründe zu Entscheidungen zu kennen. In Bezug auf die Rolle Deutschlands in der Welt betonte Herr Schäuble, dass Deutschland keine Chance habe, Probleme alleine zu lösen. Entsprechend plädierte er für eine Stärkung der Europäischen Union, z.B. durch einen europäischen Finanzminister und einen ständigen Sitz der EU bei den Vereinten Nationen. Natürlich waren nicht alle Fragenden mit den Antworten zufrieden, aber genau hier liegt laut Herrn Schäuble ein Grundelement von Politik, die vom Widerspruch lebe und Diskussionen brauche. Für die Skeptiker hatte Herr Schäuble noch einen Hinweis parat: Unsere Repräsentanten könnten nicht gegen den Willen der Bevölkerung handeln, trotzdem müssten sie in ihrer Amtszeit auch unpopuläre Entscheidungen treffen. Engagiert euch! Auch in diesem Punkt kam der Bundestagspräsident wieder darauf zu sprechen, dass sich alle beteiligen sollten. Das Land komme nicht voran, wenn die zustimmende Mehrheit schweige und nur die Gegner sich zu Wort meldeten. Dies gelte besonders für den Umgang mit Rechtspopulisten. Es sei einfach, Probleme zu benennen und schwierig, sie zu erklären. Genau das müsse man aber tun. So kann ich nur die Aufforderung weitergeben: Engagiert Euch! Die politischen Entscheidungen, die heute getroffen werden, betreffen euch mehr als Herrn Schäuble. Herr Schäuble schloss die Veranstaltung mit den optimistischen Worten, dass es ihm um die Jugend in Hamburg nicht bange sei, weil er eine kritische und engagierte Schülerschaft erleben durfte. Birgit Braasch