Liebe Fünftklässler, liebe Eltern, liebe Großeltern, liebe Geschwister,
auch ich möchte euch und Sie sehr herzlich an unserer Schule begrüßen!
Ich habe euch eben Fünftklässler genannt – wie klingt das in euren Ohren? Habt ihr kurz gestutzt und gedacht, „meint der mich?“ Ja, Fünftklässler seid ihr ab dem heutigen Tag und dies ist damit auch ein richtig besonderer Tag, heute ist eure Einschulung an der weiterführenden Schule, an meiner, jetzt auch eurer und damit unserer Gyula Trebitsch Schule Tonndorf.
Als ihr eben in die Pausenhalle hineinkamt, konnte ich die Spannung über das, was wohl heute und in den nächsten Jahren auf euch zukommen wird, richtig stark spüren.
Auch jetzt liegt hier so ein Kribbeln in der Luft, das diese Pausenhalle immer bei unseren Einschulungsfeiern erfüllt und für eine ganz besondere Stimmung sorgt.
Was macht diesen Tag so besonders?
Ihr seid zwar schon nach vier Jahren Schulzeit richtige Schulprofis und wisst sehr genau, was es bedeutet, zur Schule zu gehen, was es bedeutet, Schüler oder Schülerin zu sein und wie eine Schule so funktioniert. Ihr habt Schreiben und Rechnen gelernt. Ihr habt gelernt, erste englische Sätze zu sprechen. Ihr habt in Sachkunde gelernt, warum es hin und wieder vom Himmel regnet und was es in eurer Heimatstadt Hamburg zu entdecken gibt.
Nebenbei bemerkt – Ihr seid in dieser Zeit ganz schön schlau geworden. Aber ihr wart bereits Schüler und ihr bleibt Schüler. Daran ändert sich nichts.
Besonders macht diesen Tag, dass ihr eure Grundschulzeit vielleicht auch etwas wehmütig hinter euch lasst und einen Neuanfang an einer ganz anderen Schule beginnt. Solche Neuanfänge, die sich in eurem Leben immer wieder ereignen werden, sind immer mit viel Fragen und Ungewissheit verknüpft.
Heute stellt ihr euch wahrscheinlich die Frage, „werden meine Lehrer nett sein?“, oder „muss ich viel lernen?“ „Werde ich schnell neue Freunde finden?“ „Das ist alles so groß hier – werde ich mich jemals zurechtfinden?“ Das ganze letzte Jahr hindurch wart ihr die Ältesten und wohl auch mit die größten Kinder in eurer alten Schule. Diese alte Schule kanntet ihr in- und auswendig.
Nun seid ihr bei uns auf einmal wieder die Jüngsten und bis ihr hier die Ältesten seid, vergehen bis zu neun Jahre – also mehr als doppelt so lange, wie ihr zur Grundschule gegangen seid.
Wir begleiten euch und lassen euch nicht alleine mit euren Fragen. Ein großer Teil eurer Ungewissheit hat sich vielleicht schon heute oder am Ende der Woche bereits in Luft aufgelöst und ihr habt möglicherweise sogar das Gefühl, schon ewig in unsere Schule gegangen zu sein.
Schaut euch einmal hier in der Pausenhalle um. Eure Eltern haben sehr fleißig mitgeholfen, diesen Raum für den heutigen Tag zu schmücken. Als ihr am Kennenlerntag vor den Ferien in die Klassen gegangen seid, haben sie auf diese bunten Zettel Wünsche für euch und eure Schulzeit geschrieben. Für jedes Kind, das hier unten sitzt, hängt da oben ein Zettel auf der Leine. Die Wünsche sind so vielfältig, wie auch ihr selbst es seid. So bunt wie die Zettel, die da oben hängen. Eure Eltern wünschen euch auf den meisten Wunschzetteln Erfolg in der Schule, dass ihr nette Lehrer habt, dass ihr euch gut mit euren Mitschülern versteht, dass ihr Spaß habt, dass ihr gute Noten bekommt, dass ihr viele spannende Dinge erlebt und euch weiterhin so prächtig entwickelt.
Als ich mir diese Wünsche durchgelesen habe, habe ich mich gefragt, wie ist das eigentlich mit dem Wünschen an sich?
Kann man selbst etwas dafür tun, dass Wünsche überhaupt in Erfüllung gehen oder muss man dafür nur genügend Glück haben?
Ihr kennt das, wenn man eine Sternschnuppe sieht oder man eine eigene Wimper wegpustet, dann darf man sich etwas wünschen. Ich habe mir immer einen Porsche 911 Turbo gewünscht. So einen superschnellen, superschicken, unglaublich teuren Sportwagen. Bei jeder einzelnen Wimper, bei jeder Sternschnuppe, immer derselbe Wunsch. Bestimmt 100 Mal. Habe ich jemals in meinem Leben einen Porsche 911 Turbo besessen? Was denkt ihr?
Nein! Nie! Wisst ihr wieso? Weil ich nicht selbst darauf hingearbeitet habe, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht! Ich habe wohl gedacht, wenn man sich nur oft genug immer die selbe Sache so fest wünscht, dann plumpst dieses Auto einfach vom Himmel. Ich habe nicht dafür gespart, ich habe mir keinen Beruf gesucht, in dem ich so viel Geld verdiene, dass ich mir so ein teures Auto leisten kann. Ich habe nicht einmal dafür Lotto gespielt. Vielleicht waren mir auch einfach andere Dinge im Leben viel wichtiger, als ein zugegeben schicker, aber unnötig viel Benzin schluckender Flitzer, mit dem man nicht in Familienurlaub reisen, eigentlich nicht einmal bequem seine Einkäufe transportieren kann.
Wünscht ihr euch für die Schulzeit ähnliche Dinge, wie eure Eltern, so müsst ihr daran arbeiten, damit sie in Erfüllung gehen.
Nur ein einziger Wunsch, der auf den Wunschzetteln eurer Eltern steht, erfüllt sich vollkommen ohne euer Zutun. Und das ist der Wunsch nach netten Lehrerinnen und Lehrern. Die haben wir hier. Jede und jeder einzelne ist richtig nett. Versprochen.
Fast alle anderen Wünsche plumpsen genauso, wie der Porsche, nicht einfach vom Himmel. Sie sind nicht umsonst zu haben. Sie kosten mitunter etwas Mühe.
Ihr werdet nur Erfolg in der Schule haben, wenn ihr bereit seid, etwas dafür zu geben und etwas dafür zu tun! Möchtet ihr Erfolg in der Schule, führt kein Weg daran vorbei, zu lernen, im Unterricht gut mitzuarbeiten und regelmäßig Hausaufgaben zu machen. Damit bekommt man auch den Wunsch nach guten Noten ziemlich sicher erfüllt.
Ihr werdet euch nur gut mit euren Mitschülern verstehen, wenn ihr offen auf sie zugeht, keinen unnötigen Ärger vom Zaun brecht und euch als Teil einer Gemeinschaft versteht. Solltet ihr euch doch einmal streiten, was im Übrigen nicht so unnormal ist, wo verschiedene Menschen zusammenkommen, sucht die Verständigung und vertragt euch wieder.
Spannende Dinge erlebt ihr hier, wenn ihr neugierig bleibt, wenn ihr euren Forschergeist behaltet, ihr offen für Neues bleibt und euch darauf einlasst. Dann verspreche ich euch, dass ihr in eurer Schulzeit so viel entdecken werdet, dass euch niemals langweilig wird.
Vielleicht legt ihr auf diese Weise einen Grundstock für euer Leben, dass ihr nicht auf Sternschnuppen oder weggepustete Wimpern angewiesen seid, um eure größeren und kleineren Träume zu verwirklichen.
Das allerbeste aber ist, dass euch weder eure Eltern noch alle hier an der Schule beschäftigten Lehrerinnen und Lehrer, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen und Erzieherinnen und Erzieher alleine lassen. Wir helfen euch mit den Mühen, die ihr aufwenden müsst, um eure Wünsche zu verwirklichen. Denn auch wir arbeiten gemeinsam mit euch daran, dass sie für euch in Erfüllung gehen.
Wir geben uns riesengroße Mühe, das, was gelernt werden soll, so zu erklären, dass ihr es gut verstehen könnt.
Wir arbeiten mit viel Leidenschaft daran, dass ihr in euren Klassen als erfolgreiche Klassengemeinschaft zusammenwachst, die geprägt ist von Respekt und Zusammenhalt.
Und damit beginnen wir genau heute und setzen dies an den Kennenlerntagen in dieser Woche und jedem einzelnen weiteren Schultag fort.
Ich freue mich mit euch, liebe Schülerinnen und Schüler und mit Ihnen, liebe Eltern, auf eine freudvolle, spannende und lehrreiche Schulzeit!
Axel Pörschke-Küsel, Abteilungsleitung 5-6